Geschichte des Parkhotels Sonne

1694
Die ersten Nachrichten über das mit der ewigen Schildgerechtigkeit “Zur Sonne”versehenen Hauses stammen von Pfarrer Schaubinger. Er schreibt in seinem Büchlein über Schönau:
“Im Jahre 1694 brach im Quartier des Obersten Neuschütz Feuer aus, das mehrere Häuser und Scheunen einäscherte. Und das soll die “Sonne” gewesen sein.”

ca. 1800

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war Fridolin Wetzel, “de Sunnefriedi”, wie er allgemein gerufen wurde, Besitzer der “Sonne”. Am 30. April 1838 ließ er das Wirtshaus versteigern. Den Zuschlag erhielt Moritz Böhler aus Schönau.

Dieser verkaufte es jedoch schon 1839 an Ferdinand Ganter.

Der spätere Begründer der Brauerei Ganter in Freiburg brachte das Haus mit seiner Frau Constanze vorwärts.

Bei seiner Übernahme war die “Sonne” das geringste Gasthaus in Schönau – die Türen hatten noch hölzerne Schlösser. Als er den Gasthof aber verkaufte, war er der Erste am Ort.

1865 übernahm Carl Wissler den Gasthof. Er war vorher mehrere Jahre Chefkellner im Hotel “Hirschen” in Lörrach gewesen. Nachdem er ihn 2 Jahre allein bewirtschaftet hatte, heiratete er Maria Theresa Ringele, die Tochter des im ganzen Wiesental bekannten Bezirkstierarztes Ringele aus Künaberg.
Carl Wissler starb 1875 und ein Jahr später verheiratete sich seine Witwe mit seinem Bruder Eduard. Beide sind in Aitern im Haus neben dem “Rössle” geboren. Durch dessen Fleiß, Weitblick und kaufmännische Tüchtigkeit ging es mit der verschuldeten “Sonne” rasch aufwärts. Er betrieb neben der Gastwirtschaft noch Fuhrhalterei und Haferhandel.

1848/49

1848/49 brachen demokratische Revolutionäre von verschiedenen Orten Südbadens auf,um in Karlsruhe die großherzogliche Regierung zu stürzen. Alle fünf Züge der Aufständischen wurden jedoch vom Militär zerschlagen. 

Am 18.April 1848 hielt Friedrich Hecker von der Terrasse des Gasthofs „Sonne“ aus eine Rede, die mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Doch nur wenige Schönauer Bürger wollten sich seinem Revolutionszug anschließen. Am 20.April wurde Hecker mit seinen Männern auf der Burg Scheideck bei Kandern von den Truppen des Deutschen Bundes geschlagen.

Friedrich Hecker

Friedrich Hecker
1811 – 1881

1883

Der Gedanke, eine Parkanlage anzulegen, wurde vom Oberforstmeister Dießlin unterstützt und trotz großem Widerstand seiner Frau wegen der schönen Matten (Wiesen) ausgeführt. Der gepflegte Hotelpark mit seinen 50.000 qm galt später als einzigartig im Schwarzwald.

Sehr zustatten kamen der “Sonne” auch die eifrigen Bemühungen des Verschönerungsvereines und die des Oberforstmeisters Dießlin, die die Gemeinde dazu bewegten, die Abhänge des Kälberbelchens und der Galgenhalde zu bepflanzen, Spazierwege anzulegen und die Waldparzelle “Buchenbrändle” zu einem Park umzuwandeln. 1883 wurde der Gasthof durch einen Anbau aus Keller, zwei Sälen, Treppenhaus, Abortanlagen mit Wasserspülung, zwei Stockwerken mit je 5 Zimmern und Speicher vergrößert.

1903

Am 6. Juli 1889, dem Tag der Eröffnung des “Todtnauerli”, die Schmalspur-Wiesentalbahn zwischen Zell und Todtnau, fand das offizielle Gabelfrühstück des Großherzogs Friedrich I. in der “Sonne” statt. 1903 übernahm Eduard Wisslers Sohn Albert die Geschäftsführung. Im Winter 1904/05 wurde die hintere Hälfte des Hauses vollständig abgerissen und dasTreppenhaus kam in die Hausmitte. Es entstand der große Saalbau. Die Küche wurde vergrößert, zwei Terrassen angebaut und als Abschluss zur Parkseite hin ein Turm mit Bädern und Aborten. Dadurch vermehrte sich die Zimmeranzahl auf40, die Bettenzahl sogar auf 60.

Die von den Nachbarlandwirten angekauften Grundstücke wurden angepflanzt,mit Spazierwegen versehen und vergrößerten den Park. 1905 wurde mit dem Bau der Parkvilla begonnen, um auch anspruchsvolleren Gästen genügen zu können. Nach der Erstellung des Städtischen Elektrizitätswerkes konnte in allen Räumen elektrisches Licht installiert werden. Danach standen 60 Zimmer mit 90 Betten zur Verfügung.

Ab 1910 führte das Haus den Namen “Parkhotel Sonne”. Es war zu einem weithin bekannten Urlaubsziel aufgestiegen und eine der ersten Adressen im Schwarzwald.

Ab 1911 konnte der Fuhrwerksbetrieb reduziert werden, denn das erste Auto wurde angeschafft.1914 wurde der Tennisplatz im “Paradies” angelegt. Als der 1. Weltkrieg ausbrach hatte die gut begonnene Saison jedoch ein jähes Ende. Die Gäste reisten fluchtartig ab, darunter Schweizer, Holländer und Russen. Das Haus wurde am 7. August geschlossen und das Sommerpersonal entlassen.
Im November 1915 musste der Besitzer selbst zum Heeresdienst. Vorübergehend wurde 1917 vom Kriegslazarett Lörrach ein Offiziersgenesungsheim eingerichtet. Alle Gäste mussten das Hotel verlassen. Erst zu Pfingsten 1918 durfte wieder eine beschränkte Anzahl Gäste aufgenommen werden.
Als die Waffenstillstandsverhandlungen bereits begonnen hatten, richtete sich eine bayrische Etappenkommandantur im Hotel ein. Ab November kamen die ersten Truppen auf dem Durchmarsch, machten hier 1-2 Tage Rast – den Schluss bildete eine Kompanie Infanterie des Regiments 169, das bis Februar 1919 blieb.

Erst 1920 durften wieder Gäste mit amtsärztlichem Zeugnis aufgenommen werden. Am 10. Juni 1919 verstarb Albert Wisslers Ehefrau Else, geborene Hupfer. Sie hinterließ zwei Kinder, Hans und Anneliese. Der “Sunne-Hans” wie er damals genannt wurde, wanderte schon in jungen Jahren nach Amerika aus. Der Briefkopf von 1972 des “Wissler Restaurants” in San Gabriel, California, ziert neben einem Bild seines Restaurants auch eines mit dem “Parkhotel Sonne in

Schönau/Schwarzwald “ mit der Jahreszahl 1905-1961 und dem “Hotel Haldenhof im Schwarzwald seit 1560”. Die Wisslers vom Haldenhof, Wiedener Eck und dem Parkhotel Sonne sind nahe verwandt.

1920 heiratete Albert Wissler die junge Josel Laule, Tochter des Metzgermeisters und Weinrestaurateurs Adolf Laule aus Wehr.
1922 führte der vermehrte Stromverbrauch zum Bau eines eigenen kleinen Wasserkraftwerkes durch Ausnützen des vorbei fließenden Zebettsmattbaches. 1928 wurde in allen Zimmern fließend kaltes und warmes Wasser sowie neue Toilettenanlagen installiert. Der Fischteich wurde nochmals vergrößert, ringsum mit Steinen gepflastert und als Bad genutzt.
Am 30. Januar 1930 verstarb Altsonnenwirt Eduard Wissler mit 79 Jahren. Ein Hausprospekt gibt Einblick in die Glanzzeiten des erstklassigen Hotels: eine Bauernstube, Diele, Weinzimmer, ein elegantes Lese- und Gesellschaftszimmer sowie große offene Terrassen standen damals zur Verfügung. Eine moderne Hausbibliothek, das Billard und die Tanzabende sorgten für gute Unterhaltung.

Albert Wissler wurde am 24. April 1940 zu Grabe getragen. Nach seinem Tod wurde das Parkhotel von seiner Witwe noch bis 1961 weitergeführt. Sie heiratete 1941 den langjährigen Freund der Familie, Rechtsanwalt Dr. Eisele aus Freiburg. 1942 wurde die Tochter Barbara geboren. Josel und Dr. Eisele standen dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber – bis Kriegsende war eine jüdische Frau in der “Sonne” versteckt.

Nach dem Krieg wurde das Hotel von den Besatzungstruppen konfisziert und ein französisches Kinderheim wurde eingerichtet.
Später wurde es an Professor Brauchle, einen Vertreter der Naturheilkunde, verpachtet.
1961 wurde es an das Land Hessen als Ferienhotel für Landesbedienstete verkauft, diente danach teilweise als Heim für Übersiedler, bevor es einen neuen Käufer fand und heute wieder als Hotel firmiert.

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